Internationaler Wissenschaftspreis der Deutschen Geographie,
Köln 2012
Wortlaut der Laudatio von Prof. Dr. Hans Gebhardt (Universität Heidelberg):
Die Prof. Dr. Frithjof Voss Stiftung. Stiftung für Geographie, verleiht im Namen der Deutschen Gesellschaft für Geographie den neu gestifteten Internationalen Wissenschaftspreis dieser Stiftung an Herrn Prof. Dr. Derek Gregory, University of British Columbia. Derek Gregory gehört weltweit zu den wissenschaftlich innovativsten Humangeographen. Seine Arbeiten über ‚Social Theory’, ‚Historical Geography’‚ Society and Space’, ‚Social Relations and Spatial Structures’, ‚Orientalism’, ‚Power, Knowledge and Geography’, ‚Geographical Imaginations’, ‚Place and Landscape’‚ ‚Space, Time and Politics in Social Theory’, ‚The Colonial Present’, ‚Violent Geographies’ haben die Theoriediskussion in mehreren Disziplinen stark beeinflusst und maßgeblich zum Spatial Turn in den Sozialwissenschaften beigetragen. Als langjähriger Herausgeber von ‚Environment and Planning’ versuchte er auch, Brücken zwischen den theoretischen Ansätzen der Naturwissenschaften und jenen der Geistes- und Sozialwissenschaften zu schlagen. Dokumentiert wird sein hohes internationales Ansehen u.a. durch mehrere hochrangige wissenschaftlichen Auszeichnungen, die Mitgliedschaft in internationalen Advisory Boards, zahlreiche Gastprofessuren und Ehrendoktorate der Roskilde University (Dänemark) und der Universität Heidelberg. In seinen jüngeren Forschungen befasst er sich vor allem mit aktuellen Fragen der internationalen politischen Geographie und dem amerikanischen Engagement im Vorderen Orient („The cultural turn and late modern war“; „The biopolitics of Bagdad“; „The global war prison: Bagram, Guantánomo, Abu Ghraib and the black sites“, „The everywhere war“ …).
Derek Gregory wurde 1981 mit einer Arbeit über „The Transformation of Regional Economic Systems“ an der University of Cambridge promoviert und erhielt schon vor seiner Promotion vier wissenschaftliche Auszeichnungen und Preise. Bis 1988 war er als Lecturer und Director of Studies in Geography an der University of Cambridge tätig. 1989 nahm er einen Ruf auf eine Professur der University of British Columbia in Vancouver an.
Die Beziehungen von Herrn Prof. Gregory zur deutschen Geographie sind sehr eng und beziehen sich auf mehrere Ebenen. Er war 1997 der erste Hettner-Lecturer des Geographischen Instituts in Heidelberg und hat maßgeblich zum hohen Prestige dieser über 10 Jahre durchgeführten Veranstaltungsreihe beigetragen. Auf Vorschlag des Geographischen Instituts Heidelberg wurde er als Humboldt-Preisträger ausgezeichnet – seither ist er immer wieder an das Heidelberger Institut zurückgekehrt. Auch zu anderen deutschen Kollegen unterhält Gregory enge Beziehungen. Im Januar 2011 hat er auf der Tagung „Neue Kulturgeographie VIII“ am Geographischen Institut Erlangen einen vielbeachteten Keynote-Vortrag „War Cultures and Performances of Space“ sowie ein Leseseminar für einen Kreis von Geographie-Doktoranden aus verschiedenen Geographischen Instituten in Deutschland gehalten. Enge Beziehungen bestehen auch zur Humangeographie in Frankfurt und Bonn.
Die Prof. Dr. Frithjof Voss Stiftung ehrt mit ihrem Internationalen Wissenschaftspreis namens der Deutschen Gesellschaft für Geographie somit einen herausragenden und weit über die Geographie hinaus in den Gesellschaftswissenschaften angesehenen und innovativen Wissenschaftler.