In der Öffentlichkeit zeigte sich die derzeitige islamische Kultur vor allem in den Kleidervorschriften für Mädchen und Frauen, die von den jüngeren variantenreich modernisiert werden und mit der sie ihre auffallende Schönheit unterstreichen. Überrascht waren wir auch von ihrer spontanen Offenheit und Freundlichkeit vor allem uns Frauen gegenüber (Streicheln der Wange, Bitte um gemeinsame Fotos), die uns berührte, ebenso wie von der Freundlichkeit und Großzügigkeit der kleinen Händler an der Straße.
Das Thema Religion wurde darüber hinaus vertiefend in der Unterscheidung der zwei großen Glaubensrichtungen im Islam, dem Schiitentum (gelebt in Iran) und dem Sunnitentum behandelt. Die vorislamischen Gottheiten mit dem Mithras-und dem Anahita-Kult begegneten uns in den berühmten Felsreliefs bei Hamadan. In Yazd lernten wir die Religion des genauso alten, bis heute praktizierten Zoroastrier-Glaubens (mit der Ahura Mazda-Gottheit) in dem Feuertempel und der Beerdigungsstätte bei den Türmen des Schweigens kennen. Die heute weiterhin neben dem Islam praktizierte Duldung religiöser Minderheiten wie der Juden und der Christen (armenische Kirche Vank in Isfahan) hat eine lange Tradition im Iran, sogar mit einem Anrecht auf Sitze im Parlament.
Immer war die Politik ein begleitendes Thema, sei es bei der Förderung von archäologischer Forschung oder des Tourismus, der Wirtschaft (Ölindustrie, Straßenbau, Land-und Wasserwirtschaft, Bildung, Arbeitsplätzen, Atomabkommen,…), wobei sich die Entwicklung der Infrastruktur durch ein gutes Straßennetz zeigt.
Beeindruckend empfand ich die gelebte Erinnerungskultur an im Irakkrieg gefallene Soldaten durch große Portraits an den Straßen ihrer Heimatorte. Möge eine besonnene Politik dieses noch stabil erscheinende Land mit seinem hohen Anteil an jungen Menschen und seinen gesellschaftlichen Problemen (vor allem der Arbeitslosigkeit) in eine fortschrittliche und friedliche Zukunft begleiten .
In unserer Reisegruppe werden die überwältigende Menge an Fakten, vielseitigen Natur-und Kulturerlebnissen sowie die Eindrücke vom täglichen Leben mit den positiven mitmenschlichen Begegnungen und Erfahrungen während dieser wunderschönen Reise noch lange nachwirken. Sie haben eine breite Grundlage für das Verständnis dieses so fremd und andersartig erscheinenden Landes gelegt und es uns näher gebracht. Die durchgehend harmonische Atmosphäre in der Gruppe in Verbindung mit der problemlos ablaufenden Organisation durch die iranische Reiseleiterin sowie die sichere Fahrweise unseres Fahrers ließen darüber hinaus die volle Fokussierung auf das Land zu.
Und was machte diese Reise einmalig? Neben der besonderen Route faszinierte der Reiseleiter täglich mit seinen profunden Kenntnissen, seiner Liebe zum Iran und dem besonderen Engagement während der Reise. So arrangierte er zusätzlich die Besichtigung einer Störaufzuchtstation am Kaspischen Meer, den Besuch eines ihm langjährig bekannten Nomadenstammes, das „Ingangsetzenlassen“ einer römischen Wassermühle in Shushtar und den Besuch im Unesco-Haus für die Qanatbewässerung mit Vortrag in der Wüstenstadt Yazd. Auch ein deutsch-iranisches Ehepaar aus der Gruppe trug gern und unermüdlich mit seinem Wissen, vor allem über den Alltag und das Wesen der Iraner, zu dem Besonderen bei.
Die Reise reiht sich damit wie eine weitere kostbare „Perle“ in das Reisekonzept des Freundeskreises der Voss-Stiftung ein.
Ich bin dankbar, dabei gewesen zu sein.
Waltraut Heinze, Braunschweig