Die geologischen, tektonischen und geographischen Strukturen bildeten durchgängig die Grundlage für das Aufzeigen der Lebensbedingungen im Land: Von den raumgreifenden Faltengebirgen des Elburs und Zagros mit ihren verschiedenen Erscheinungsformen (Vulkanen im Elburs, Bergkettenverläufen und Schichtungen im Zagros) über die fruchtbaren Tiefebenen (Kaspisches Meer und Mesopotamien) bis hin zu den ausgedehnten Wüsten und deren Randzonen mit klimatischer Anpassung der Menschen (Eiskeller-Bauten zur Kühlung von Lebensmitteln, Windtürme zur Kühlung der Wohnräume in Häusern).
Bei nur 25% nutzbarer Landesfläche spielt das Wasser eine überragende Rolle. Natürliche Ressourcen werden auch heute noch ergänzt durch alte unterirdische Bewässerungssysteme, die Qanate, mit ausgeklügelter Verteilung des vorhandenen Wassers. Wegen ihrer zukunftsweisenden Nachhaltigkeit (der Verbrauch entspricht der natürlich gesammelten Wassermenge) werden sie in den Wüstenrandzonen auch von der Unesco gestützt. Sie stehen in einem zunehmenden Wettbewerb mit Pumpensystemen und deren vermehrtem Wasserverbrauch, die eine sozial ausgewogene Wasserverteilung gefährden. Riesige, künstliche Bewässerungssysteme, wie das Dez-Irrigation-Project in Khuzestan in der Tiefebene von Mesopotamien mit 100.000 Hektar eingeebnetem Land für Anbau von Zuckerrohr, Mais und anderen Feldfrüchten, sollen die Nutzbarkeit erhöhen. Die sozialen Veränderungen dieser Maßnahme mit Finanzbeteiligungen aus dem Ausland sind beträchtlich. Von Reisfeldern, Obst-und Teeanbau am Kaspischen Meer über Olivenanbau, die Zwei-Felder-Wirtschaft bis zu den Poljes in schmalen Tälern im Süden des Zagros ergab sich insgesamt der Eindruck einer intensiven Landnutzung. Dagegen erschienen uns die durchgeführten Landreformen in ihrer Wirksamkeit nicht zufriedenstellend zu sein.
Immer wieder sahen wir Nomaden mit ihren Schaf-und Ziegenherden an den Straßenrändern entlang ziehen auf dem Weg vom Winter-zum Sommerlager. Durch direkte Kontakte mit ihnen in einem Zwischencamp und in einer Nomadensiedlung erfuhren wir die jahrhundertealte Tradition einerseits und die Veränderung ihrer Lebensweise zu mehr Sesshaftigkeit in den letzten 50 Jahren andererseits. Diese setzt sich noch bei allen Stämmen über das ganze Land verteilt fort. Die Frauen haben sich dabei ein großes Maß an Selbstständigkeit bewahrt, für uns sichtbar durch ihre praktische, farbenfrohe Kleidung.
Was ist der Iran ohne seine lange Geschichte? Unsere in der geschichtlichen Zeitenfolge ungeordneten Besuche von exemplarischen archäologischen Stätten, deren Museen und von Denkmälern machten die iranische Geschichte dennoch anschaulich: vom Tepe Sialk-Hügel (in Kashan) mit 5-7000 Jahre alten Funden (z.B. schon damals wunderbar filigran gearbeiteten Luristan-Bronzen in situ als Nachweise für Handelswege), über Sush (elamische u. achämenidische Ausgrabungen 30001000 v. Chr.), bis zum achämenidischen Persepolis (ca. 500 v. Chr.). Seine Größe, die architektonische Leistung und die in den gut erhaltenen Steinreliefs sichtbare bildhauerische Kunst dieser bewundernswerten Anlage zwingt geradezu zum Vergleich mit dem Europa der damaligen Zeit. Spätestens dann wird man an diesem Ort demütig und bewundert die iranische Kultur vorbehaltlos.
Außer in den genannten Ausgrabungsstätten vervollständigte sich unser Gang durch die alte Geschichte mit dem Besuch beeindruckender, in Fels gehauener Dokumente vorwiegend aus der achämenidischen, aber auch der sassanidischen Epoche. Die bei Hamadan in mehreren Metern Höhe in die Bergwand gemeißelten Schrifttafeln von Darius I. und seinem Sohn Xerxes I. verkündeten in jeweils drei Sprachen ihre Macht. Ihre in der Nähe von Persepolis hoch in Felsen geschlagenen Grüfte mit Bildreliefs wie auch das stufenförmig gemauerte Grabmal Kyros II. in Pasargadae unterstreichen den Machtanspruch bis heute. Haben die Sassaniden Jahrhunderte später mit ihren Bildreliefs der Macht unterhalb der Felsgräber ( s. Foto) die Berühmtheit der Achämeniden für sich als unvergängliche Geschichtsschreibung genutzt?
Paläste aus dem 15./16. Jh. in Isfahan (Chehel Sotun-Palast und Ali Qapu-Torpalast) repräsentierten die weltliche Baukunst im späten Mittelalter. Bauten von Herrschern aus neuerer Zeit (Qadjarenzeit) wie in Shiraz (Bagh-e Eram) und in Teheran (Golestan-Palast) rundeten das Bild ab.
Die neuere islamische Geschichte und Kultur dokumentierte sich für uns architektonisch durch religiöse Bauten, Moscheen mit beeindruckendem Baustil und äußerer Gestaltung aus seldschukischer (11./12. Jh.) und safawidischer Zeit (15./16. Jh.) bis zur Gegenwart mit teilweise unerwarteter Pracht und blendendem Glanz im Inneren (Heiligtümer von Shiraz und Qom).