Innovationspreis für Schulgeographie, 2021

Der „Innovationspreis für Schulgeographie“ wird von der Professor Dr. Frithjof Voss-
Stiftung alle zwei Jahre vergeben. Voraussetzung für die Preisvergabe ist ein
herausfordernder und kreativer Geographieunterricht, der über die Lehrplanziele und
-anforderungen hinausgeht. Außerdem sollte der Unterricht sowohl gesellschaftliche
als auch ökologische Dimensionen in besonderem Maße berücksichtigen und in der
Öffentlichkeit wirksam sein.

Alle diese Voraussetzungen erfüllt die Goetheschule und daher wird ihr in diesem Jahr
der „Innovationspreis für Schulgeographie“ der Prof. Dr. Frithjof Voss-Stiftung
verliehen.

Die Goetheschule ist das größte hessische Oberstufengymnasium mit mehr als 800
Schülerinnen und Schülern und über 100 Lehrkräften. Acht davon unterrichten das
Fach Erdkunde, wie es in Hessen heißt, und bilden die sehr aktive Fachschaft
Erdkunde.

Erdkunde ist in Hessen ein Fach, das es in hessischen Oberstufen sehr schwer hat,
denn es muss nicht unterrichtet werden. Das führt dazu, dass an vielen hessischen
Oberstufen das Fach nicht mehr angeboten wird. Wird es unterrichtet, bedeutet das
für die Schülerinnen und Schüler in der Regel ein Mehr an Unterrichtsstunden, häufig
in den späten Randstunden.

Der Goetheschule ist es durch den unermüdlichen Einsatz der Fachschaft Erdkunde
gelungen, das Fach Erdkunde nicht nur im Fächerkanon der Schule zu etablieren,
sondern es zu einem stark nachgefragten, abiturrelevanten Fach zu entwickeln. Das
zeigen die Zahlen: So melden sich bis zu 200 Schülerinnen und Schüler für Kurse in
der Einführungsphase (11. Klasse) an. Etwa die Hälfte belegt das Fach in der
Qualifikationsphase in Grund- und Leistungskursen. Dabei sind Erdkunde-
Abiturientinnen und Abiturienten der Goetheschule sehr erfolgreich. In jedem Jahr
gehören sie zu den Preisträgern des Abiturientenpreises, der vom Landesverband
Hessen des VDSG für die besten hessischen Abiturientinnen und Abiturienten im Fach
Erdkunde vergeben wird.

Diese Erfolgsgeschichte ist darauf zurückzuführen, dass an der Goetheschule der
Erdkundeunterricht über die vom Kultusministerium formulierten Anforderungen
hinaus und mit großem Einsatz der Fachschaft gestaltet wird.
Das Fach bietet, gerade in der Oberstufe, spannende und aktuelle Inhalte, die häufig
in einem direkten Lebensweltbezug stehen und so zur Orientierung in der Welt
beitragen. Die Anwendung vielfältiger Fachmethoden in Verbindung mit einer großen
Methodenvielfalt ermöglicht den Schülerinnen und Schülern den Aufbau von
Kompetenzen, die sie auch in anderen Fächern gewinnbringend anwenden können.
An der Goetheschule findet Erdkundeunterricht allerdings nicht nur im Klassenzimmer
statt. Die bedeutsame Begegnung mit der realen Welt ist reichhaltig und trägt sicher
zur Attraktivität des Faches bei.

Die außerschulischen Kooperationen sind vielfältig:

  • Beispielhaft sei hier die Verbindung zur Justus-Liebig-Universität in Gießen
    genannt. Kontakte werden dabei nicht nur zum Geographischen Institut,
    sondern auch zur Pflanzenökologie gepflegt. Dabei ist es möglich, Kenntnisse
    über die Folgen der Klimaänderung zu vertiefen.
  • Schülerinnen und Schüler sind regelmäßig zu Gast bei Vorträgen der Gießener Geographischen Gesellschaft. Absolventinnen und Absolventen der Goetheschule informieren die Erdkunde-
    Lernenden über Berufsfelder, für die ein Geographiestudium qualifiziert.Die
    angebotenen Erdkundeprojekte an der Goetheschule sind so reichlich, dass die
    Aufzählung den zeitlichen Rahmen sprengen würde. Stadtentwicklung in
    Wetzlar, Kanuentwicklung auf der Lahn oder die Entwicklung einer GPS-
    gestützten Stadtführung für Hessentagsbesucher, sind nur einige Beispiele. Bei
    Planspielen, wie zum Beispiel dem Stadtplanungsworkshop „UrbanPlan“, wird
    das erworbene Fachwissen angewendet bzw. vertieft.
  • Für Schülerinnen und Schüler besonders interessant sind sicher die
    Unterrichtsgänge sowie die ein- und mehrtägigen Exkursionen. Gentrifizierung
    in Frankfurt oder Vulkanismus in der Eifel, Kanutourismus auf der Lahn, oder
    Strukturwandel im Ruhrgebiet: Für die teilnehmenden Schülerinnen und
    Schüler werden so theoretische Inhalte zu erfahrbarem Praxiswissen.
  • Studienfahrten führen Erdkunde-Lernende nach Hamburg oder Wien. Die
    Kenntnisse zu einer globalisierten Wirtschaft, zur Hafeninfrastruktur oder zum
    Klimaschutz vertiefen sich durch die Begegnung vor Ort. Ebenso werden
    städtebauliche Prozesse anschaulich und begreifbar gemacht.
    Mit vielen geographischen Projekten tritt die Schule an die Öffentlichkeit und zeigt, wie
    moderne Geographie dargestellt werden sollte. Schülerinnen und Schüler sowie die
    Kolleginnen und Kollegen der Goetheschule leisten einen wertvollen Beitrag für das
    Ansehen und die Bedeutung unseres Faches Geographie.

Aus all diesen Gründen verdient die Goetheschule den Innovationspreis für
Schulgeographie 2021. Für den Verband deutscher Schulgeographen e.V. gratuliere
ich dem Schulleiter, Herrn Dr. Carsten Scherließ und dem Fachschaftssprecher, Herrn
Thomas Schiller, stellvertretend für alle Erdkunde-Lehrkräfte der Goetheschule.
„In Erdkunde habe ich die Welt kennen gelernt“, dieser Satz einer Schülerin ist auf
Ihrer Homepage zu lesen. Ich wünsche mir, dass noch viel mehr Schülerinnen und
Schüler die Möglichkeit bekommen, die Welt auf diese Art forschend zu
entdecken und diese nachhaltiger mitgestalten zu können. Die Goetheschule zeigt,
wie es geht.

Fachschaft Geographie

Goetheschule Wetzlar